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marcel
Marcel
Apr. 19
·
5 Min

Erörterung Aufbau und Beispiel zum Thema Datenschutz

In diesem Beitrag findest du ein Beispiel für den Aufbau einer Erörterung zum Thema Datenschutz.

Dieses Beispiel zeigt den grundsätzlichen Aufbau einer textgebundenen Erörterung und wie die einzelnen Pro und Kontra Argumente miteinander verknüpft werden können.

Zum Thema "Textgebundene Erörterung schreiben" haben wir einen extra Artikel geschrieben, den du hier findest.

*Hier findest du weitere Informationen für die richtige Erstellung einer textgebundenen Erörterung

Erörterung Aufbau und Beispiel - Kurz Zusammenfassung

Eine textgebundene Erörterung besteht im wesentlichen aus 4 Teilen

  • Einleitung
  • Textwiedergabe unter Nennung der Argumente des Autors
  • eigene Erörterung
  • Fazit / Schluss formulieren

Wie eine textgebundene Erörterung im Detail aufgebaut ist erfahrt ihr in diesem Artikel.

Erörterung Beispiel

Es folgt nun eine Beispielerörterung zum Thema Datenschutz.

1. Einleitung

Überleben ist wichtiger als Datenschutz

Vor nun etwas über 6 Jahren, genauer gesagt am 1. Oktober 2009[1], begann der schrittweise RollOut der neuen elektronischen Gesundheitskarte, kurz eGK. Diese sollte ursprünglich schon ab 1. Januar 2006 eingeführt werden, jedoch verzögerte sich der Prozess aufgrund diverser Neuordnungen und Testverfahren.

Die neue elektronische Gesundheitskarte, ist u.a. dafür vorgesehen, persönliche Informationen zu Krankheiten, Medikamenten und ähnliches zu speichern, jedoch ist dieses Thema immer noch hoch umstritten, weshalb die Karte viele Funktionen noch nicht nutzt.

In dem Artikel „Überleben ist wichtiger als Datenschutz“ von Guido Bohsem, erschienen am 03.08.2015 in der Süddeutschen Zeitung, setzt sich der Autor mit der Frage auseinander, ob der Datenschutz wichtiger ist als eine höhere Überlebenschance.

2. Textwiedergabe unter Nennung der Argumente des Autors

Guido Bohsem stellt zunächst die These, dass Deutschland die erste Hälfte der digitalen Revolution verschlafen hat, auf. Er ist der Meinung, dass weder Zeit noch Geld die elektronische Gesundheitskarte zu einem Erfolg geführt hat. Dies sei seiner Meinung nach eine verpasste Chance, denn dadurch seien wirtschaftliche Möglichkeiten und Nutzen für den Patienten verschenkt worden. Als Beispiel nennt er den scheinbaren Vorteil von digitalen Rezepten. Mit der Gesundheitskarte würde es diese nur noch digital und nicht mehr in Papierform geben.

Der Autor ist außerdem der Ansicht, dass der Datenschutz das „Killerargument“ der organisierten Ärzteschaft sei und dieser höher priorisiert werde, als die Interessen der Patienten. Dies habe seiner Meinung nach zur Folge, dass den Patienten eine bessere Behandlung verwehrt werde. Dazu erwähnt er das Beispiel, dass ein digitales Medikamentenverzeichnis auf der elektronischen Gesundheitskarte für Mediziner und Apotheker zum Vorteil sei, da somit kontrolliert werden könne, welche Medikamente verschrieben worden sind und ob diese sich untereinander vertrügen.

Weiterhin behauptet der, dass auch der Vorteil von medizinischen Anwendungen durch den Datenschutz blockiert würde. Eine Anwendung wäre seiner Ansicht nach, die Überwachung des Wasserhaushaltes bei Herzinfarktpatienten durch eine elektronische Badematte, die das Gewicht vor und nach einem Toilettenbesuch aufzeichnen und übermitteln könnte. Aufbauend auf diesem Beispiel, lautet seine Hauptthese, dass Patienten ihre höhere Überlebenschance nicht nutzen können, da dies durch den Datenschutz verhindert würde. Gleichzeitig fragt der Autor den Leser, ob man einem kranken Patienten erklären könne, dass seine Gesundheitsdaten wichtiger seien und beantwortet diese Frage selbst mit einem klaren Nein.

Herr Bohsem behauptet außerdem, dass die Patienten technische Lösungen für ihre Anliegen wollen und deshalb auch heute schon viele Gesundheit- und Lifestyle-Apps nutzen. Seiner Ansicht nach wird dieser Trend andauern und die Patienten werden schon bald mit den Ergebnissen der Apps zu ihren Ärzten gehen, damit diese zur Diagnose herangezogen werden können.

Er stellt jedoch auch eine Antithese auf und behauptet, dass die ständige Kontrolle durch Smartphones zur Prämienreduzierung bei den privaten Krankenkassen zu weit gehe.

Abschließend ist er der Meinung, dass die digitale Revolution nicht aufzuhalten sei und diese Potenzial für die unterschiedlichsten Richtungen mitbringt, weshalb auch wir unsere Regeln speziell im Hinblick auf den Datenschutz anpassen müssten um unsere Chancen nutzen zu können.

Guido Bohsems Text ist hauptsächlich argumentativ, da er seine eigene Meinung äußert und die Meinung der Leser versucht zu beeinflussen. Dies wird deutlich durch die direkte Fragestellung an den Leser mit der gleichzeitigen Beantwortung seiner eigenen Meinung: „Geht das? […] Nein!“ (Abs. 8 Z. 2ff). Der Autor versucht die Meinung der Leser in eine gezielte Richtung zu lenken und fordert diesen aktiv zur Aktion auf: „Wir müssen auch unsere Regeln den neuen Zeiten anpassen.“ (Abs. 12 Z. 2f).

Auffällig ist außerdem, dass er viele Thesen nur mit Beispielen hinterlegt, jedoch keine richtige Argumentation stattfindet. Er behauptet zum Beispiel, dass Gesundheitskarten enorme wirtschaftliche Möglichkeiten mitbringen würden (Vgl. Abs. 3 Z. 4f), kann dies aber nicht durch Studien oder ähnliches belegen.

Zusammenfassend ist zum Text von Herr Bohsem zu sagen, dass es hauptsächlich Thesen pro elektronische Gesundheitskarte sind und er sich kaum mit den Gefahren bzw. den Nachteilen auseinandersetzt.

3. eigene Erörterung

Doch ist nun der Datenschutz wichtiger als das Überleben?

Meiner Meinung nach liegt der größte Vorteil der neuen elektronischen Gesundheitskarte darin, dass die Gesundheitsdaten zentral auf einem Server gespeichert werden und somit eine Vernetzung der Ärzte stattfindet. Sollte ein Patient seine Karte verlieren, verliert er nicht automatisch seine Krankenakte. Verliert jedoch ein Patient seine noch analoge Papierakte oder wird diese zum Beispiel durch einen Brand oder Wasserschaden beschädigt, sind die  Daten nicht mehr zu retten. Mühselig müsste man jeden Arzt der letzten Jahre besuchen und hoffen, dass dieser noch Daten zur eigenen Person gespeichert hat. Ein Szenario, dass meiner Ansicht nach im 21. Jahrhundert nicht mehr existieren sollte.

Ein weiterer Vorteil, den Herr Bohsem auch schon angesprochen hat, ist die medizinische Anwendung. Ich bin der Meinung, dass jeder selbst entscheiden sollte, ob er zum Beispiel seinen Wasserhaushalt durch eine elektronische Badematte kontrollieren lässt oder nicht. Jedoch sollte man auch die Möglichkeit haben diese Daten nach Beendigung der Therapiemaßnahme löschen zu lassen. Wichtig ist auf jeden Fall, dass diese Kontrolle freiwillig sein muss und nicht wie in „Corpus Delicti“ von Juli Zeh beschrieben sämtliche Werte eines Menschen gesammelt, ausgewertet und geahndet werden. Wer möchte denn auch Sensoren in der Toilette, welche die erhöhte Konzentration der Magensäure im Abwasser messen können?

Ein anderes Argument, welches für die eGK spricht ist, dass jeder seine Gesundheitsdaten immer dabei haben kann. Gerade Risikopatienten mit Asthma oder Allergien profitieren dadurch, denn im Notfall könnte ein Arzt sofort auf diese Daten zugreifen und den Patienten dementsprechend richtig behandeln. Jedoch muss natürlich sichergestellt werden, dass die Karte auch nur im Notfall ohne Zustimmung des Patienten von einem Arzt ausgelesen werden kann und dieser auch nur auf die Krankheiten Zugriff hat, die der Patient vorher freigegeben hat.

Aber so schön diese Vorteile auch alle klingen, es gibt natürlich auch einige Nachteile die nicht unerwähnt bleiben sollten. Der Vorteil, dass die Daten auf einem zentralen Server gespeichert werden und somit nicht verloren gehen können ist aber auch ein großer Nachteil. Dadurch, dass die Daten über das Internet erreichbar sind, haben Geheimdienste und ähnliche Organisationen ein leichtes Spiel diese Daten abzufangen. Die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass die Geheimdienste wie NSA und Co. an so vielen Daten wie möglich von uns interessiert sind (Stichwort PRISM) und bestimmt auch nicht vor unseren Gesundheitsdaten zurückschrecken würden. Denn es könnte doch von Interesse sein, ob einer an Depressionen leidet. Oder meinen Sie nicht?

Ein weiteres Argument, welches gegen die Gesundheitskarte spricht, ist meiner Meinung nach die Verwendung durch Unternehmen. Eine Gesetzesänderung könnte später dafür sorgen, dass Unternehmen beispielsweise bei Bewerbungen Zugriff auf unsere Krankendaten fordern können. Möglich wäre zum Beispiel eine Art Score auf der Karte, ähnlich wie der Score bei der Schufa, welches den Menschen anhand der vorliegenden Krankheiten einstuft. Da natürlich auch jeder Schnupfen und jede Grippe auf der Karte gespeichert und zu diesem Score hinzuberechnet wird, überlegt sich der Arbeitgeber die Einstellung eines Bewerbers nochmal genauer.

Doch als größten Nachteil der Gesundheitskarte sehe ich die Kontrolle der von einem Arzt empfohlenen Therapie. Empfiehlt ein Arzt zum Beispiel eine psychologische Behandlung, wird dies auch auf der Karte gespeichert. Geht der Patient jedoch nicht zum Psychologen, wird dies vom System erkannt und entsprechende Maßnahmen können eingeleitet werden. Auf dieses Problem wird auch in dem Roman von Juli Zeh hingewiesen, denn da hat jeder Mensch zum Beispiel ein gewisses Pensum an Sport im Monat zu leisten. Erfüllt er dies nicht, wird dies von den Sportgeräten erfasst und der METHODE gemeldet. Dies kann dann durch ein Gericht geahndet werden.

4. Fazit / Schluss formulieren

Ich denke, die Frage, ob der Datenschutz wichtiger als das Überleben sei, lässt sich nicht einfach beantworten. Es gibt viele Gründe, die dafür, aber genauso viele die dagegen sprechen. Ich bin der Meinung, dass wir im heutigen Zeitalter nicht mehr um die eGK herumkommen, jedoch gilt es, noch viele Regeln und Gesetze aufzustellen, welche den Patienten bzw. den Menschen vor Datenmissbrauch schützen.

Weiterhin sollten alle medizinischen Anwendungen, die durch das neue System ermöglicht werden, auf freiwilliger Basis bleiben und es sollte jeder Patient entscheiden dürfen, welche Daten er für andere Ärzte freigibt und welche nicht.

Doch das größte Problem sehe ich darin, dass die Menschen der Regierung und den Krankenkassen nicht vertrauen werden, dass ihre Daten auch wirklich sensibel bzw. so wie sie es wünschen, behandelt werden.

Gelingt es den Verantwortlichen dieses Vertrauen zu gewinnen, steigt die Chance auf eine Akzeptanz innerhalb der Gesellschaft und gleichzeitig die Chance auf eine höhere Überlebenschance durch intelligente, vernetzte Gesundheitssysteme.

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Elektronische_Gesundheitskarte

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